• Webdesign damals und heute - Eine Web-Ausstellung

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    Viel hat sich getan, seitdem Tim Bernes Lee vor nunmehr über 20 Jahen das World Wide Web erfand. Während Anfang der 1990er Jahre noch Text-Browser ohne grafische Benutzeroberfläche (z.B. Lynx) Mode waren, zettelte Microsoft 1995 einen Browserkrieg an: Der Softwareriese wollte den bis dahin vorherrschenden Netscape Navigator vom Markt verdrängen und seinen bis heute zwar weit verbreiteten - aber unter Entwickler wenig beliebten - Intenet Expolorer durchsetzen. Dem Webdesign hat diese Browservielfalt vielleicht nicht immer gut getan: Entwickler und Designer mussten sich oft auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen, um auf allen großen Browser richtig dargestellt zu werden.

    Es hat sich einiges in den letzten beiden Jahrzehnten getan. Das Internet Archive bietet eine Way Back Machine an, mit der man vergessen geglaubte Webschätze heben kann. Hier eine kleine Auswahl von deutschsprachigen “Designperlen” - das Internet vergisst nichts :-)

    bayern.de

    1998 sprach der damalige Bundespräsident Roman Herzog, selbst ein Bayer, zum ersten Mal von “Laptop und Lederhose“. Da hatte die hier gezeigte Version von bayern.de schon gut zwei Jahre auf dem Buckel. Dass Bayern eine eigene Top-Level-Domain besitzt, ist übrigens ein Gerücht: .by gehört zu Weiß-Russland.

    hamburg.de

    Am andere Ende der Republik, in Hamburg, hatte man 1996 zwar auch schon die Zeichen der Zeit erkannt. Aber noch ist es nur das “Internet-Team”, das fröhliche Weihnachten” wünscht. Dass man auf der Website auch Werbeplätze verkaufen kann, fällt erst einige Jahre später auf.

    bundeskanzler.de

    Im Frühjahr 1998 war die Welt noch in Ordnung. Helmut Kohl war Bundeskanzler und Angela Merkel noch sein “Mädche“. Damals war heute noch die “Zukunft” (siehe Screenshot). Ob der “Kanzler for Kids” eine Hommage an die Bildungsrepublik Deutschland ist, oder ob mal glaubte, Internet sei nichts für Erwachsene, lässt sich heute nur schwer feststellen.

    spd.de

    1996 war die Welt noch in Ordnung. Oskar Lafontaine war Vorsitzender der SPD. Zwar gab es - wie heute - eine schwarz-gelbe Regierung, aber die SPD hatte schon erkannt: “Bei uns finden Sie Originaltexte, über die in anderen Medien spekuliert wird”. Und der formschön formatierte Link zum Diskussionsforum zeigte schon 1996 den Weg ins Mitmach-Web auf.

    ZDF.de

    “Video killed the radio star” - ganz so, wie es der einstige Assassinator trieb, ergeht es ihm heute selber: Das Leitmedium Fernsehen wird zunehmend abgelöst vom Leitmedium Internet. Immerhin hat es das ZDF schon 1997 verstanden, Werbung auf ihrer Website zu schalten. Nicht überliefert ist allerdings, ob diese Werbung nach 20 Uhr abgeschaltet wurde.

    Sueddeutsche.de

    Die Süddeutsche hat sich 2010 durch bezahlte Blogartikel wenig Freunde unter den Netz-Aficionados gemacht. Vor 13 Jahren wäre so etwas kaum möglich gewesen: die wenigstens hatte eine eigene Webpräsenz. Zwei der vier Anzeigen auf der damaligen Startseite der SZ sind hauseigene Anzeigen: Zum Probeabo mit 0130er-Nummer und zum Recherche-Dienst.

    microsoft.de

    Vielleicht gehen die Meinungen auseinander, ob, und wenn, wie sehr, sich Microsoft in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt hat. Man könnte auch sagen, der Konzern sei sich selbst treu geblieben. Zwischen den beiden Screenshots liegen tatsächlich zehn Jahre. Ob Sie es glauben oder nicht.

    cebit.de

    “Gehst Du dieses Jahr zur CeBIT?” - “Ach nein, laß’ mal, ich war die letzten 25 Jahre da, heuer bist Du dran”, diesen Witz erzählten sich Computerjournalisten schon zur Jahrtausendwende. Tatsächlich gibt es das “Centrum der Büro- und Informationstechnik” schon seit 1970 und mindestens seit 1999 heißt es laut und deutlich auf der Website “Klick mich - Klick mich”. Übrigens: Die CeBIT gibt es noch heute.

    lidl.de

    Lidl war “mal billig”, heute “lohnt es sich”. 1998 steckte der eCommerce offensichtlich noch in den Kinderschuhen. Man war stolz, in sieben europäischen Ländern vertreten zu sein. Verlinkt waren die Flaggen und Ländernamen übrigens nicht. Warum auch :-) ? 1998 waren gerade mal 6,6 Mio. Menschen in Deutschland online, soviele sind es heute hier allein auf Facebook.

    bmw.de

    1996 - das war noch die Zeit, als man die Surfer erziehen wollte. Links unten stand: “Natürlich erhalten Sie auch mit Netscape 2.01 alle wesentlichen Informationen. Aber mit den neuesten Plugins macht es noch mehr Spaß”. Die Freude am Surfen war aber nicht immer ungetrübt: 2006 flogen die Bayern kurzzeitig aus dem Google-Index, weil man ihnen Manipulation vorwarf.


    Das Web heute

    Und wie sieht das World Wide Web heute aus? Immerhin hat der Deutsche Bundestag im Jahr 2010 eine Enquete-Kommission “Internet und digitale Gesellschaft” eingesetzt. MdB Günter Baumann von der CDU ist wohl nicht dabei. Seine Website sieht am 14. März 2010 immerhin so aus:

    Reichen Sie Vorschläge ein

    Wenn Sie auch aktuelle Design-Perlen - wie die von MdB Günter Baumann - kennen, hinterlassen Sie bitte einen Kommentar mit einem Link. Aber bitte bereiten Sie die Leserinnen und Leser vor, sollten Sie auf ganz Schlimmes verlinken. :-)

  • 16 Reaktionen

    Kommentare

    1. Lena Doppel
      (@lena_d)

      14. März 2010

      Ui, die Waybackmachine ist aber inzwischen schon ziemlich im Arsch, da fehlt ja die Hälfte der Bilder (was die Seiten zugegebenermaßen auch nicht NOCH hübscher macht :))

      (Antworten)

    2. Sandro
      (@pigoni)

      14. März 2010

      Wow, cooler Beitrag. Ich kannte die Waybackmachine schon, habe mir aber noch nie die Mühe gemacht einen solchen Vergleich zu ziehen. Sehr interessant!

      (Antworten)

    3. Alex
      (@Naii)

      15. März 2010

      Sehr schöne Sammlung.

      Und schön erschreckend wie das damals aussah in den 90ern. Gut, dass ich damals noch nichts mit Webdesign zu tun hatte :P .

      Es leben rein typographische Webseiten! :)

      (Antworten)

    4. ameise

      15. März 2010

      Von der Einfachheit mancher alten Seiten, könne sich viele ein Stück abschneiden. Manchmal ist weniger mehr und wenn ich dann die ganzen überladenen seiten mit viel zu viel unnötigem content sehe, wird mir ganz schlecht!

      (Antworten)

    5. Web-Guerilla
      (@webguerillatwitter.com)

      15. März 2010

      Ein sehr schöner Artikel. Hab mir selbst nie die Mühe gemacht einen Vergleich zu ziehen aber danke das es gemacht wurde. Ich bin oft auch auf russischen Seiten unterwegs und da fühle ich mich ein wenig wie zurückversetzt. Ich persönlich kann mit diesem ganzen Retrosites nichts anfangen, ich mag es eher bunt mit viel Content. Habe auch mal einige Webseiten für den russischen Markt gebaut und den Leuten dort war es immer too much.

      (Antworten)

    6. Icke

      16. März 2010

      Das ist ja goldig.

      (Antworten)

    7. David

      22. März 2010

      Ein Meisterwerk in Sachen Design und Nutzerfreundlichkeit: http://www.radiodresden.de/index1.html

      (Antworten)

      ameise antwortete am März 22nd, 2010 :

      @david:
      ich hoffe du bist ein spam- oder ironie bot, sonst nämlich leidest du unter wahnvorstellungen!

      (Antworten)

      David antwortete am März 22nd, 2010 :

      Entweder habe ich diesen Satz

      „Wenn Sie auch aktuelle Design-Perlen – wie die von MdB Günter Baumann – kennen, hinterlassen Sie bitte einen Kommentar mit einem Link.“

      falsch verstanden, oder ich hätte zur verdeutlichung noch ein paar Lachgesichter oder ein paar Ironie-Tags drumrum setzen sollen.

      (Antworten)


    8. 30. März 2010

      Meine absoluten Anti-Highlights in Sachen Webdesign:
      http://www.frnz.de/
      http://www.lingscars.com/

      Ich hafte nicht für etwaige Schäden durch zu viele bunte Blinklichter auf den Seiten ;)

      (Antworten)


    9. 13. Mai 2010

      hey tolle sammlung. ist echt cool die einzelnen designs zu vergleichen.

      (Antworten)

    10. Dani

      30. August 2010

      Sehr interessante Informationen. Gruß Dani

      (Antworten)

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    1. t3n-Linktipps: Google Analytics, Social Media, Webdesign-Rückblick, Startup-Kultur, SelfHTML-Wiki und Google Home View » t3n News
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