• Was erlaube Strunz?

    Twittern

    Die Diskussion um sog. “Social Media Experten” oder den “Anspruch der Blogosphäre”, diese Diskussion ist wahrscheinlich älter als es Social Media, Web 2.0, New Economy, das WWW, E-Mail, das Usenet oder das Arpanet überhaupt sind. Wahrscheinlich ist die Diskussion sogar älter als alle Helden, die zurzeit hier mitdiskutieren…

    Was mich an der derzeitigen Diskussion allerdings ärgert, das sind nicht nicht die ausgetauschten Argumente. Es sind nicht die Inhalte. Darüber kann und soll man streiten!
    Mich nervt die Form, in der diskutiert wird: Wortwahl und Beiträge lassen bisweilen die Kinderstube der Autoren nur sehr schelmenhaft erahnen! Manche Kommentatoren schrei(b)en auf dem nur schwer zu unterbietendem Westerwellen-Niveau!
    “Setzen! Sechs!” - das möchte man diesen Lümmeln aus der letzten Bank zurufen.

    Lächerliche Tiraden

    Ich kann ja verstehen, dass man mit deutlichen Worten seinem Ärger Luft machen möchte. Ich kann auch verstehen, dass ein paar Schimpfwörter im Artikel zu mehr Klicks führen (und viele Klicks zu haben ist ja ganz “nett”). Allerdings vergessen manche, dass am anderen Ende der Tastatur ein Mensch sitzt - und der hat es nur in ganz seltenen Fällen verdient, rüpelhaft angemeckert zu werden.

    Blaupause aller Web 2.0-Rants: Giovanni Trappatonis Wutrede auf YouTube.

    Das Muttiprinzip hilft Euch, ihr Trolle

    Ich wäre ein schlechter Pädagoge, würde ich nicht auch Wege aus der Krise aufzeigen können. Auf der viel gescholtenen Tweetakademie (übrigens gescholten von Leuten, die nicht da waren; gelobt aber von Teilnehmenden) hat ein Referent das sog. “Mutti-Prinzip” erklärt. Es hilft bei Fragen, ob etwas erlaubt sei oder nicht. Es geht so:

    Man stelle sich seine eigene Mutter vor, die zu Einem sagt:
    Is’ gut, kannste machen.
    Dann sei in vielen Fällen eine Aktion okay. Falls deine Mudda das aber nicht sagen würde, solle man lieber die Finger davon lassen!

    Mancher Mamadonna möchte ich nicht im W-LAN-freien ICE begegnen.

    Die vier Seiten einer Nachricht: Selbstoffenbarung

    Die Wortwahl einiger Blog-Posts und der Kommentaroren, die auf diesen Haltungen herumturnen wie die Affen bei TikiTowers, verrät mehr über die Beschwerdeführer als über die Sache selbst. Insofern hilft es, sich der Sache, sagen wir mal, irrationalistisch zu nähern, wenn die Trolle verstehen, was ich meine:

    Das Gesetz der Straße

    Wahrscheinlich werden mir jetzt sog. “alte Hasen”, die schon vor 20 Jahren Firmen in Sachen New Economy beraten haben, vorwerfen, ich sei “zu zart besaitet” und der Ton in der Blogosphäre sei nun mal rau. Wie bitte? Der Ton sei “nun mal rau”? Das ist kein Naturgesetz. Das kann man ändern. Ihr könnt Euch ändern! Ich glaube fest an Euch! Ihr schafft das - mit Muttis Hilfe (siehe oben).

    Ich kann mich nicht daran erinnern, mich irgendwann einmal (um auch in einer lächerlichen Sprache zu sprechen) darauf commitet zu haben, das man sich im Netz anschreien und beleidigen lassen muss. Ich möchte das Mutti-Prinzip deshalb an dieser Stelle erweitern:

    Euch sollte man die Löffel langziehen, ihr schelmenhaften Rüpel!

    Hugh, ich habe gesprochen! Und jetzt wieder zurück zu Gus Backus:

  • 8 Reaktionen

    Kommentare

    1. Andre
      (@paetzel)

      21. Februar 2010

      Klasse Artikel, triffst es auf den Punkt.
      Das was du sagst merkt man vor allem, wenn man auch gerade anfängt zu bloggen oder zu twittern. Da muss man ja ganz vorsichtig sein was man schreibt, ansonsten kann man seinen Blog schnell wieder zu machen!

      (Antworten)

    2. Peter Hellinger
      (@Peter_hellinger)

      21. Februar 2010

      Die Aufregung ist verständlich, jedoch gibt es keine Lösung, und der erste Teil des Artikels bringt es auf den Punkt: Die Diskussion ist uralt. Vor Zeiten des Internet (Ende der 80er) war ich als Betreiber einer Mailbox im Mausnet unterwegs, und obwohl wir damas Realname-Pflicht hatten, gab es Leute, die sich in den öffentlichen Foren nicht benehmen konnten, und die interessanterweise niemals in persönlichen Diskussionen so ausrasteten. Es gibt einfach Menschen, die, wenn sie kein reales Gegenüber haben, einfach vom Leder ziehen. Warum sollte das in Blogs oder Online-Foren anders sein? Interessant ist das höchstens noch für Psychologen. Leute die mich anschreien und beleidigen landen im Filter, Blogs die so einen Tonfall haben, werden von mir nicht mehr besucht. Die Zeit ist zu kostbar um sie mit Idioten zu verschwenden …

      (Antworten)

    3. Michael Dehm

      22. Februar 2010

      Wenn man den moralischen Zeigefinger heben möchte, dann ist es kontraproduktiv, selbst im Niveau abzugleiten.

      Man kann politisch unterschiedlicher Meinung sein, aber mit “schwer zu unterbietendem Westerwellen-Niveau” zu argumentieren, ist genauso niveaulos wie vieles andere, was im sogen. Web 2.0 geschrieben wird.

      Es mag vielleicht hochsprachlicher formuliert sein, ist aber von der inhaltlichen Aussagen deshalb nicht niveauvoller.

      Vielleicht mal drüber nachdenken…

      (Antworten)

      Thomas Pfeiffer antwortete am Februar 22nd, 2010 :

      Bei Guido Westerwelle mache ich eine Ausnahme, eine spätrömische.
      Und den Begriff “niveaulos” halte ich im Übrigen nicht für niveaulos.

      (Antworten)

    4. René Fischer
      (@renefischer)

      22. Februar 2010

      Dieser Artikel wird niemanden bekehren, ein besserer Mensch zu werden. Genauso wie man im Endeffekt doch auch immer wieder von den süßen Früchten probiert, die Mutti einem verboten hat. Und warum ist das - zum Glück - so? Weil wir Menschen sind. Und warum zum Glück? Weil es sonst langweilig wäre.

      (Antworten)

      Thomas Pfeiffer antwortete am Februar 22nd, 2010 :

      Ich bin Evangelist, kein Missionar. :-) Humor ist, wenn man trotzdem lacht, jaja. Aber der Spaß fängt halt meistens erst an, wenn der andere auch drüber lachen kann. Hat mir meine Kindergärtnerin erzählt. :-)

      (Antworten)

    5. Torsten
      (@tomascho)

      22. Februar 2010

      Tja, ich stimme ebenfalls zu, glaube aber, dass die tiefe Skepsis bei vielen einfach darin begründet ist, dass sich fast jeder Social-Media-Berater nennen darf. Darunter sind auch viele dabei, die einfach nur nachplappern, nicht verstehen und deshalb mangelhaft beraten. Ich weiss, dass dies bei Dir anders ist Thomas (habe oft genug deine Posts gelesen), gibt aber trotzdem viel zu viele, die einfach nur aufspringen möchten, ein bissel wortreiche Leerhülsen in den Raum werfen und dafür ein unglaubliches Honorar verlangen.

      Kommt noch hinzu, dass man nie empirisch nachweisen kann welche PR-Kampagne jetzt wirklich sinnvoll ist. Annäherungsweise geht das, aber niemand kann mit absoluter Sicherheit sagen, wieviel Social media einem Unternehmen “bringt”

      Grüsse
      Tomascho

      (Antworten)

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