Vom Wesen des Internets in Veränderungsprojekten
Das “etwas andere” Wirtschaftsmagazin Brand Eins berichtet im Artikel Der Kaffee ist fertig vom Kaffeeröster Tchibo. Die Firma hat Probleme damit, ständig neue Produktideen entwickeln zu müssen. Die Kaffeekette offeriert “jede Woche eine neue Welt” und bietet vom Spargelkocher bis zur Regenjacke wöchentliche Aktionsware aus dem - wie es so schön heisst - Non-Food-Bereich an. Im Brand Eins-Artikel wird ein umfassendes Veränderungsprojekt beschrieben: Wie können sich die Mitarbeiter besser in den Innovationsprozess einbringen?
In einem ersten Schritt wurden alle Mitarbeiter aus den Filialen und der Zentrale in Präsenzveranstaltungen zusammengerufen. Es wurden erste Anregungen gegeben und das weitere Vorgehen vermittelt. Im Rahmen eines „Fast Networking“ wurde in Mini-Interviews das relevante Wissen der Teilnehmer abgefragt und anschließend in Kleingruppen verdichtet, visualisiert und im Plenum präsentiert, so steht es in dem Artikel.
Aber wie bei jedem guten Artikel, werden einige Fragen des Lesers beantwortet, aber mindestens genau so viele bleiben offen…
(Foto: David Sim)
Spannend wird es, wenn die Mitarbeiter wieder auseinander gehen und geografisch verteilt in unterschiedlichen Städten zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten. Was bleibt übrig vom Geist der Zusammenkunft, wie wird die Aufbruchstimmung hinübergerettet in den Arbeitsalltag?
Den Diskurs nachhaltig ermöglichen
Wir wollen, dass der Diskurs auch nach dem Ende des Präsenz-Workshops weiter geht. Dass Ergebnisse produziert werden, auch im Arbeitsalltag. Dass dadurch direkte Kommunikation und direktes Feedback über mögliche Produktideen möglich wird.
Im Rahmen der ersten Präsenzveranstaltung würden wir bereits die toolgestütze Arbeitsweise integrieren. Es geht darum, die Möglichkeiten und Chancen einer Webplattform vorzustellen und in die Köpfe der Mitarbeiter zu bringen.
Diese Web-Plattform kann zunächst ein Unternehmensblog sein, eine Art Internetzeitung für die Mitarbeiter. Eine Redaktion in der Konzernzentrale veröffentlicht interessante Artikel, z.B zu neuen Hygienevorschriften, Spannendes aus dem Unternehmensalltag, kurz: zielgruppen-relevante Inhalte.
So weit, so gut. Und nicht neu.
In einem zweiten Bereich werden regelmäßig neue Produkte vorgestellt oder neue Produktvorschläge gemacht. Diese werden bebildert und anschaulich präsentiert. Die Mitarbeiter werden kontinuierlich dazu aufgerufen, die Vorschläge zu kommentieren, d.h. dass sie ihre eigenen Ideen einbringen, die durch den Blog provoziert, angetriggert werden. Das ist die Kernkompetenz dieser Plattform.
Die Auswirkungen auf die Unternehmenskultur sind enorm
Sie hilft in diesem Fall nicht nur dabei, fortwährend neue Ideen zu verdichten. Durch Stärkung der Diskussionskompetenz der einzelnen Mitarbeiter bilden sich neue Netzwerke und Verbindungen auch über Hierarchie- und Standortgrenzen hinweg. Damit wird eine neue Kommunikationskultur geschaffen, die eine gewisse Eigendynamik entwickelt und damit auch gut als Resonanzkörper für die Stimmung eines Unternehmens herhalten kann. Dies hilft auch bei der Entscheidung, wann es Zeit wird für einen erneuten Workshop vor Ort, um entweder der Produktentwicklung einen neuerlichen Schub zu geben oder ein gemeinsames Bild der Zukunft zu entwickeln oder eine Reorganisation voranzutreiben oder Teams zu entwickeln oder Konflikte zu lösen oder … oder …. oder
Die Autoren
Bernd Lambrecht (Informatiker und Wirtschaftsingenieur), Brücken- und Brunnenbauer in komplexen IT-Projekten, Senior im Projektgeschäft mit ausgeprägtem Pragmatismus.
Schwerpunkte seiner Beratungstätigkeit: Geschäftsprozessanalyse, Requirements Engineering, Projektmanagement (PRINC2), Xing-Profil
Michael Meister, Organisationsentwickler, Komplexitätsberater und Change-Manager.
Wegbereiter innovativer und nachhaltiger CRM- und Social Media Projekte. Xing-Profil
Thomas Pfeiffer, Medienpädagoge und Corporate Social Media Berater
Spezialist für Web 2.0, Twitter, Facebook und Unternehmenswikis. Intimer Kenner der Web 2.0-Szene. Beschäftigt sich mit unternehmensexterner Kommunikation im Social Web und damit, wie sich Unternehmen durch den internen Einsatz von Enterprise 2.0-Lösungen verändern.
Xing-Profil, Twitter-Profil
Sehr interessant, die Ausführungen, wie weiter nach einer Präsenzveranstaltung., wenn es um die Verstetigung von Veränderungsprozessen geht. Noch stoße ich jedoch bei Unternehmen häufig auf wenig Verständnis für derartige Anregungen.
(Antworten)
Thomas Pfeiffer antwortete am Oktober 1st, 2009 :
Was sind denn nach Deiner Erfahrung die häufigsten Gegenargumente bzw. Befürchtungen von Unternehmen diesbezüglich?
(Antworten)