• taz muss sein

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    Nennt mich Genosse! Mitten in der vermeintlich größten Krise der Zeitungsverlagsbranche, in der Zeitungen vom Markt verschwinden, sich ehemalige Qualitätsblätter wie der Spiegel zu Kampagnenlautsprecher degradieren und Alice Schwarzer für die Bild vom Kachelmann-Prozess berichtet (wenn mensch das „berichten” nennen kann), mitten in dieser Krise also verhalte ich mich antizyklisch: ich bin soeben Genosse der taz, der tageszeitung aus Berlin, geworden.

    Drängt sich naturellement die Frage auf: Warum? Warum jetzt? Warum, um Himmels Willen ausgerechnet im Jahr 2010. Alle Welt redet von Social Media und Bürgerjournalismus (naja, nicht die ganze Welt, nur einige wenige, die aber dafür besonders laut).

    Wie erklär ich’s also meinem Kinde?

    Die taz-Genossenschaft ist so was wie flattr 1.0, nur, dass es hier nicht um Spielgeld von ein paar Euro geht, sondern um mindestens 500 €, die man pro Genossenschaftsanteil berappen muss. 500 €, die ich in Pressearbeit investiere. Pressearbeit, nicht -freiheit. Letztere wäre nämlich nicht gefährdet, wenn es die taz nicht mehr gäbe, wenn sie aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden müsste. Aber es würde in der deutschen Medienlandschaft etwas fehlen.

    taz muss findet, findet Thomas Pfeiffer.

    Ja, ich kann die taz auch kostenlos im Netz lesen, und als Genosse habe ich noch nicht einmal automatisch ein Abo. Das habe ich zusätzlich abgeschlossen. Ich glaube, dass eine funktionierende Demokratie darauf angewiesen ist, dass professionelle JournalistInnen ihre Arbeit tun und ausschließlich ihren Lesenden verpflichtet sind und nicht ihren Werbekunden. Ich glaube auch, dass eine freie Presse - und damit meine ich auch frei von wirtschaftlicher Not - einen sehr hohen Wert für unsere Gesellschaft hat. Nicht alles, was einen Wert hat, kann man mit Geld bezahlen. Aber welchen Wert misst man einer Sache bei, für die man nicht zu zahlen bereit ist, wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt?

    Blogger vs. Journalisten

    Den wesentlichen Unterschied zwischen Bloggern und Journalisten definierte der ehemalige Tagesthemen-Moderator Hajo Friedichs noch in vorinternetlicher Zeit: „Mach Dich nie gemein mit einer Sache. Auch nicht mit einer Guten.” Natürlich gibt es so etwas wie eine objektive Berichterstattung qua definitionem nicht. Es kann sie gar nicht in Reinform geben. Und die taz versucht es nur bisweilen, sich diesem Ideal zu nähern.
    Wenn man sich aber „mit keiner Sache gemein” machen möchte, gehört dazu zwangsläufig die Sache der Werbetreibenden. Bei Funk und Fernsehen organisiert diese Form der Freiheit der Staat über die GEZ für die Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten. Bei Zeitungen, Printprodukten und auch Internetangeboten müssen wir, die Bürgerinnen und Bürger, das selber tun. Deshalb bin ich taz-Genosse geworden.

    Wer über die Medienkrise und das Zeitungssterben nachdenkt, muss ich auch überlegen was er oder sie persönlich tun kann. Um es mit den Worten des Wahl-Berliners John F. Kennedy zu sagen: „Frage nicht, was Journalisten für Dich tun können. Sondern frage, was Du für den Journalismus tun kannst.”

    Werde taz-Genosse.

    Eine „regional-taz” :-) im Kleinen, die gerade in Bayern sehnlichst erwartet wird, gibt in Regensburg der Journalist und Publizist Stefan Aigner heraus: http://www.regensburg-digital.de/foerderverein/

    Dieser Beitrag ist nicht flattr-, aber kommentierbar.

  • 7 Reaktionen

    Kommentare


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      Denis

      14. September 2010

      Wenn ich mir anschaue, wie taz mit ihren Korrespondenten umgeht ( http://www.youtube.com/watch?v=xDrPgi8dUaw ), weiß ich nicht, ob die taz inzwischen noch unterstützenswert ist.

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      Thomas Pfeiffer

      14. September 2010

      @Denis: Vielleicht ist es gerade deswegen wichtig, die taz zu unterstützen.

      (Antworten)


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      andy lenz
      (@andylenz)

      14. September 2010

      klingt verdammt sinnig. denke auf dem weg zur dmexco mal über die t3n-genossenschaft nach. wobei das wort genossenschaft nicht gerade anturnt ;) (engl. wären es association, collective, companionship, confraternity oder cooperative).

      vielleicht ein guter zeitpunkt für eine überarbeitetes bzw. neues oder auf die heute zeit und medienlandschaft angepasstes genossenschaftmodell á la “media kollektiv”.

      (Antworten)


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      Thomas Pfeiffer

      14. September 2010

      MediaKollektiv klingt zumindest kuhl. :)
      Regensburg Digital hat ja einen Förderverein, der mit finanziert.

      Es gibt ja auch Plattformen, bei denen einzelne Journalisten sich geplante Recherchen vorfinanzieren können. Das kann evtl. Sinn ergeben, ich denke aber auch, dass solche Pauschalvereinigungen sinnvoll sind, weil ich nicht jeden Artikel einzeln bezahlten will.

      Eine Medienflatrate oder so.

      (Antworten)


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      Tina
      (@tschi)

      14. September 2010

      ein spendentopg für die korrespondenten hätte dem erhalt einer guten berichterstattung / tageszeitung vllt emhr gedient. wie soll die taz denn ihr niveau halten wenn sie denen, denen sie ihre qualität verdankt, jetzt kräftig in den allerwertesten tritt????
      vllt reicht es aber auhc, gesicht zu zeigen http://www.facebook.com/pages/1Reihe-im-Ausland/118046014916911

      (Antworten)


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      Thomas Pfeiffer

      14. September 2010

      Update: Der Streik der Auslandskorrespondenten wird Thema bei der Mitgliederversammlung der Genossenschaft am 18. September sein.

      Man muss das also nicht einfach hinnehmen, was da passiert.

      (Antworten)

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