Twitter-”Freunde” und Twitter-”Follower”
300.000 Twitter-Accounts haben die drei Wissenschaftler Huberman, Romero und Wu ausgewertet und kommen zu dem Schluß, dass die Anzahl der Follower und Followees (Personen, denen “ich” folge), nicht unbedingt etwas über den Grad der (sinnvollen ?) Vernetzung aussagt.
Die Wissenschaftler unterscheiden zwischen sog. Freunden, das sind Personen, mit denen “ich” mindestens zwei @replies ausgetauscht habe und Followern, das sind alle anderen. Im Durchschnitt hat jeder User 13% Freunde, d.h., mit nur 13% seiner Follower bildet er ein enges Netzwerk.
Daraus leiten die Autoren richtig ab, dass man bei Untersuchen zu sozialen Netzwerken im Internet nicht einfach die definierten Beziehungen zwischen einzelnen Nutzern analysieren darf, sondern vielmehr die impliziten (zunächst unsichbaren) Verbindungen zwischen ihnen ins Auge fassen sollte.
The strength of weak ties
Hierzu möchte ich auf Mark Granovetters berühmte Arbeit von 1973 hinweisen: The strength of weak ties. Darin beschreibt Granovetter, wie wichtig schwache Bindungen für neue Ideen und Kreativität sind, was besonders in Enterprise2.0-Unternhemen wichtig ist. Während starke Bindungen (z.B. mit Freunden, Familienmitgliedern und Kollegen) oft untereinander deckungsgleich sind (meine Freunde haben die selben Freunde wie ich = Freundeskreis) sind schwache Bindungen (wie man sie z.B. auf Twitter unterhalten kann) weitaus innovativer, weil so neue Impulse und andere Ansätze zu einem vordringen. Das war 1973 und ist bis heute eine sehr interessante Erkenntnis, weil sie nicht dem Alltagsverständnis entspricht:
Schwache Bindungen (Twitter-Follower) haben mehr Potential für Innovationen und Kreativität als starke Bindugnen (Twitter-Freunde). Es wäre interessant, die 300.000-Twitter-Daten eimal unter diesem Aspekt zu untersuchen.