40% Pointless Babble? - Alles Quatsch!
Das texanische Marktforschungsunternehmen Pearanalytics veröffentlichte Anfang August eine Studie, wonach “40% aller Tweet sinnloses Gebrabbel” seien. Per Hand wurden 2.000 Tweet aus der öffentlichen Zeileiste (Public Timeline) analysiert und in die sechs Kategorien
- Nachrichten
- Spam
- Eigenwerbung
- sinnloses Gebrabbel
- direkte Gespräche
- Informationsweitergabe
eingeteilt. Im Ergebnis waren 40%, also zwei von fünf Tweets Gebrabbel, an zweiter Stelle lagen direkte Gespräche mit 38%, 9% waren Weiterleitungen, z.B. Retweets. Hier die ausfühliche Studie.
Fragwürdiger Ansatz
Ich halte das Studiendesign für wenig aussagekräftig. Besonders den Teil, dass 40% “sinnlos” (“pointless”) seien; darunter fallen Tweets wie “Eating a sandwich” oder “Just came home”.
Eine Nachricht an sich hat keine Eigenschaft “interessant” oder “nicht interessant”, sondern eine Nachricht ist immer nur für jemanden spannend oder eben nicht. Und das ist der fatale Fehler am Untersuchungsdesign: Untersucht wurde die Public Timeline, obwohl Tweets nicht hierfür geschrieben werden, sondern für die eigenen Follower. Und jeder davon bewertet den Informationsgehalt dieser Tweets anders. “Interssant” ist höchst subjektiv.
Ambient Intimacy
Als Ambient Intimacy, zu deutsch etwa Umgebungsvertrautheit, bezeichnet man das Wissen darum, was die eigenen Freunde oder Kollegen gerade tun. Da werden aus scheinbar belanglosen Informationen schnell interessante Nachrichten. (Der Begriff wurde von Lisa Reichelt geprägt, u.a. in ihrem Blogpost Why I care what you had for lunch)
Tim O’Reilly schreibt im Twitter-Buch über Ambient Intimacy:
Ich sehen und spreche meinen Bruder James nur alle paar Monate und hoffe jedes Mal auf mehr Zeit. Auf Twitter folge ich ihm täglich. Sicher weint er bei einem Raketenstart: Als Kinder haben wir immer gebetet, dass ein UFO in unserem Garten landen möge. Und es ist gut, dass er einen Kammerjäger engagiert hat, um die bissigen Spinnen loszuwerden, die meien letzten Besuch so stark verkürzt haben.
Tims Beispiele illustrieren schön, dass Informationen und der Nachrichtenwert einer Informaion immer im Auge des Betrachters liegen. Was für den einen “pointless babble” ist, ist für den nächsten unverständlich aber für einen dritten höchst spannend und wertvoll.
Guter Artikel, das Argument “sinnloses Gebrabbel” ist neben “Du musst ja viel Zeit haben” eines der am häufigsten bemühten von Nichtnutzern.
Microblogging ist allerdings auch eine an sich ganz neue Form der Kommunikation und dementsprechend ungewohnt/unbequem für Viele weil es Veränderung zum Gewohnten bringt. Muss doch zumindest mal etwas Zeit und Wille investiert werden, um das Prinzip zu verstehen… Zu viel für Viele.
Typische Reaktion, wie: “Hab ich bisher auch nicht gebraucht.” Dennoch sehe ich mehr und mehr Freunde, die mittlerweile Internet aufs Handy packen – obwohl sie noch vor kurzem meinten: “Brauch ich nur zum Telefonieren!”.
Es braucht halt alles seine Zeit.
(Antworten)
… ein “aber” aber doch noch:
Wenn ich einem Account folge - welches für ein spezielles Thema oder Brand steht - erwarte ich explizit eben keine persönlichen Themen.
Was auch nicht schaden kann (so handhabe ich das zumindest) mit einem eher professionell ausgerichteten und zusätzlich einem 2. privaten Account zu twittern. Weil sich bei mir berufliche und private Themen nicht so sehr überlagern.
Wobei das natürlich sicher Ansichtssache ist.
(Antworten)